Häufig gestellte Fragen - FAQ

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1 Allgemeines


1.1 Was ist das O2C?

Das O2C (oxygen to see) wurde von der LEA Medizintechnik entwickelt und stellt eine Kombination aus Laser-Doppler-Flowmeter und Gewebespektrometer dar. So ist es möglich in verschiedenen Meßtiefen gleichzeitig Blutflußgeschwindigkeit, Blutfluß, Sauerstoffsättigung und relative Hämoglobinmenge des Meßgewebes zu bestimmen. Das O2C in der Variante O2C-OF entspricht der Gerätenachfolge des OptoFlow. Das O2C in der Variante O2C-ATS entspricht der Gerätenachfolge des AbTisSpec.


1.2 Was ist das OptoFlow?

Das Gerät mit dem Namen OptoFlow wurde von der Firma LEA Medizintechnik entwickelt. Der OptoFlow ist ein Laser-Doppler-Verfahren, das in verschiedenen Tiefen (vor allem in großen Tiefen) die Mikrozirkulation zeitgleich über eine Sonde bestimmen kann. Der OptoFlow wurde mit der Fertigstellung des O2C (oxygen to see) im Jahre 2002 in das O2C integriert.


1.3 Was ist das AbTisSpec?

Der Name AbTisSpec steht für Absorption-Tissue-Spectrophotometer. Dieses Gerät wurde von der Firma LEA Medizintechnik entwickelt und stellt bezüglich der Bestimmung der mikrovaskulären Sauerstoffsättigung die weiterentwickelte Nachfolge des EMPHOs dar. Das AbTisSpec konnte jedoch im Vergleich zum EMPHO auch schon die Hämoglobinmenge im Gewebevolumen bestimmen. Die Weißlicht-Gewebespektrometrie des AbTisSpec wurde weiterentwickelt und vom sichtbaren Wellenlängenbereich ausgeweitet auf eine zweiten breitbandigen Wellenlängenbereich im nahen Infrarot. Diese Technologie wurde mit der Fertigstellung des O2C (oxygen to see) im Jahre 2002 in das O2C integriert.


1.4 Was ist das EMPHO?

Der Name EMPHO steht für Erlanger-Mikrolichtleiter-PHOtometer. Dieses Gerät wurde vom Institut für Physiologie und Kardiolgie Erlangen in den späten 80er Jahren entwickelt. Das EMPHO ist ein Gewebespektrometer das mit Hilfe einer Weißlicht-Illumination des Gewebes und der nachfolgenden Auswertung der Farbe des aus dem Gewebe zurückgestreuten Lichtes die mikrovaskuläre Sauerstoffsättigung bestimmt. In den 90er Jahren wurde das EMPHO dann zuerst von der Firma Diehl in Nürnberg und nachfolgend von der Firma Bodensee-Gerätewerk in Überlingen produziert und in Deutschland vertrieben, Ende der 90er Jahre jedoch aufgegeben.


1.5 Wie vergleichbar sind andere Methoden?

Methode Parameter Nachteile gegenüber O2C
O2C (oxygen to see) bestimmt Sauerstoffsättigung, Hämoglobinmenge und Blutfluß am venösen Ende der Kapillaren. Gibt somit Auskunft über lokalen Metabolismus. lokal Mikrozirkulation  
Blutgasanalyse: SvO2 bestimmt die gemischt venöse Sauerstoffsättigung, je nach Abnahmevene, die des Gesamtkörpers oder eines Organs. Bestimmt keine lokale Sauerstoffsättigung im Gewebe. global Heterogenität der Durchblutung im Organ und Einfluss von Shunt-Blut.
Pulsoximetrie bestimmt die arterielle Sauerstoffsättigung, somit ein Mass für die Aufsättigung des Blutes mit Sauerstoff in der Lunge, also die Lungenfunktion. global Keine Aussage über lokale Hypoxie (da arterielle Sättigung, nicht venöse gemessen wird) und lokale angelieferte Menge, da keine Aussage über Durchblutung (Blutfluss, bzw. HMV kann stark eingeschränkt sein).
Ultraschall Doppler bestimmt Blutfluss in grossen Gefässen. lokal
Makrozirkulation
lokale Heterogenität im versorgten Organ, Mikrogefässstörungen, ist nur indirekter Hypoxieindikator
Angiographie bestimmt Anatomie der zuführenden Gefässe. lokal
Makrozirkulation
hämodynamische Wirksamkeit von Stenosen, lokale Heterogenität im versorgten Organ, ist nur indirekter Hypoxieindikator
Plethysmographie bestimmt Blutfluss an gesamten Extremitäten lokal
Makrozirkulation
 
Nagelfalzmikroskopie visualisiert Kapillaren und pathologische Veränderungen an ihnen. Mit angeschlossenen Videosystemen kann Blutflussgeschwindigkeit bestimmt werden. lokal
Mikrozirkulation
aufwendig, nicht an jeder Stelle einsetzbar, bestimmt nur Fluss in einzelnen Kapillaren.
pO2 Gewebe- Sauerstoffpartialdruck- Elektrode bestimmt pO2 transkutan oder mit Einstichelektroden. Ergibt einen Mischwert aus arteriellem, venösen und Gewebs-pO2. lokal
Mikrozirkulation
transkutane Elektrode beeinflusst Messumgebung durch Heizen, Einstichelektrode durch Gewebstrauma. Beide werden stark durch arteriellen pO2 beeinflusst, wodurch Ischämie im kritischen venösen Gebiet ("letzte Wiese") übersehen werden kann. Keine Aussage über Ursache für pO2-Veränderung.
NIR-Spektrometrie bestimmt optisch Sauerstoffsättigung, vor allem im kapillär-venösen Bereich der Mikrozirkulation ähnlich der Spektrometriemethode, mit der das O2C arbeitet. lokal
Mikrozirkulation
Keine Aussage über Ursache für Hypoxie. Kaum serienreife Produkte auf dem Markt.
Laser Doppler bestimmt Blutfluss in der Mikrozirkulation entweder punktuell, oder als Scanner über Gewebeareal. lokal
Mikrozirkulation
geringe Eindringtiefe, Instabilität. Nur indirekter Hypoxieindikator.

Siehe auch Physiologie / Vergleich mit anderen Messmethoden.

1.6 Sind die Messungen reproduzierbar?

Für das O2C (oxygen to see) wurden verschiedene Validierungs- und Evaluierungsstudien durchgeführt. U.a. die Korrelation mit Mikrosphären und hirnvenöser Sauerstoffsättigung. Sowohl die Blutflussgeschwindigkeit, als auch die lokale Sauerstoffsättigung gemessen mit dem O2C korrelieren gut mit der Durchblutungsbestimmung mittels Mikrosphären und hirnvenöser Sauerstoffsättigung.
Ebenso wurde eine Evaluierung der Reproduzierbarkeit an Freiwilligen durchgeführt. Es wurden keine signifikanten Änderungen in diesem Beobachtungszeitraum gemessen. Evaluationsstudien zum OptoFlow Bei Blutflussmessungen an aufeinanderfolgenden Tagen bei dem gleichen und bei unterschiedlichen Probanden konnte eine interindividuelle Streuung zwischen 32 und 37% und eine intraindividuelle Streuung von 5% gefunden werden.

Siehe auch Evaluation.

2 Messmethoden


2.1 Warum misst O2C nicht 100% Sättigung? Was ist der Unterschied zum Pulsoximeter?

O2C mißt im kapillär-venösen Bereich des Gefäßbaumes. Die Venen sind die Gefässe, die nach der Verteilung des Sauerstoffes das Blut von den Organen wegführen. In ihnen ist also noch soviel Sauerstoff vorhanden, wie als Reserve lokal zur Verfügung stehen, da dieser Sauerstoff typischerweise nicht verbraucht wurde. Im Gesamtkörper sind das ungefähr 75%. In der Mikrozirkulation kann dies aufgrund lokaler Heterogenitäten allerdings auch weniger sein, so dass das O2C Werte zwischen 40% und 80% mißt. Sauerstoffunterversorgung ("Hypoxie") kommt am ehesten im venösen Bereich ("letzte Wiese") vor. Deshalb ist das O2C sehr sensitiv für Gewebehypoxie. Die Pulsoximetrie bestimmt die arterielle Sauerstoffsättigung, also wieviel Sauerstoff in den zuführenden Gefässen vorhanden ist, bevor der Sauerstoff an die Organen verteilt wurde. Sie ist somit ein Mass für die Aufsättigung des Blutes mit Sauerstoff in der Lunge, also die Lungenfunktion. Die Sättigung beträgt beim Lungengesunden 98-100%. Mit dem Pulsoximeter wird keine Aussage über lokale Sauerstoffminderversorgung getroffen, da Minderversorgungen immer in den Organarealen mit den niedrigesten Sauerstoffsättigungen auftreten, also im kapillär-venösen Bereich. Kennt man die arterielle und die venöse Sauerstoffsättigung, so kann man die Ausschöpfung bestimmen, die für den Gesamtorganismus bei ca. 25% liegt. Das gilt für den Makroorganismus, also wenn man Blut aus der Aorta und der Hohlvene entnimmt. Da in den grossen Venen aber auch Blut direkt aus den Arterien enthalten ist, das keinen Sauerstoff an Zellen abgegeben hat ("Shunt-Blut"), und lokal unterschiedlich stark Sauerstoff ausgeschöpft wird (je nach Durchblutung und Stoffwechsel), müsste man für einzelne Organe die direkt zuführende Arterie und die direkt abführende Vene punktieren und die Sauerstoffsättigung bestimmen, um die lokale Sauerstoffausschöpfung bestimmen zu können. Mit dem O2C kann nun lokal die kapillär-venöse Sättigung bestimmt werden, so dass bei gleichbleibender arterieller Sättigung Veränderungen in der Sauerstoffextraktion bestimmt werden können. Dadurch kann mit dem O2C die lokale Sauerstoffextraktion bestimmt werden und zusammen mit dem Blutfluss die Sauerstoffaufnahme des Gewebes. Nur die Kombination von Blutfluss und kapillär-venöser Sauerstoffsättigung erlaubt also eine Aussage über den lokalen Sauerstoffverbrauch (Metabolismus).


2.2 Was ist der Unterschied zur pO2-Elektrode?

Der pO2 ist ein allgemein übliches Mass für die gelöste Menge Sauerstoff. Er ist abhängig von konstanten Parametern wie dem Löslichkeitskoeffizienten z.B. in Blut oder Zellen, und von der Menge Sauerstoff, die vom Hämoglobin in einem bestimmten Zustand abgegeben wird (gemäss der "Sauerstoffbindungskurve"). Sauerstoff wird zum grössten Teil an Hämoglobin gebunden mit dem Blut zu den Zellen transportiert, dort vom Hämoglobin abgegeben, und er diffundiert physikalisch gelöst zu den Zellen. Wenn Hämoglobin sehr mit Sauerstoff gesättigt ist, bedeutet ein leichter Abfall in der Sättigung einen relativ grossen Abfall des pO2 (siehe Sauerstoffbindungskurve). Die tatsächlich abgegebene Menge Sauerstoff wird also von der Sättigungsdifferenz beschrieben und nicht von pO2 Veränderungen. Die Sauerstoffsättigung nimmt entlang der organversorgenden Gefässstrecke (vereinfacht betrachtet) linear ab, da jede Zelleinheit gleich viel Sauerstoff verbraucht, während der pO2 aufgrund der hyperbolen Sauerstoffbindung an Hämoglobin exponentiell abfällt. Die pO2 Elektrode bestimmt einen Mischwert aus arteriellem, venösen und Gewebs-pO2. Durch den exponentiellen Abfall ist der Einfluss des arteriellen Schenkels grösser als Veränderungen des Gewebs- oder Kapillar-pO2. Hypoxische Gebiete können deshalb übersehen werden. Da die pO2-Elektrode die vorhandene Menge Sauerstoff misst (das Sauerstoffniveau), macht sie keine Unterscheidung zwischen Veränderung in der Anlieferung und dem Verbrauch. Transkutane pO2 Elektroden beeinflussen das Messergebnis ausserdem noch durch das Aufheizen des Messgebietes. Hierdurch werden die Gefässe weitgestellt, der Blutfluss erhöht und somit die Sauerstoffausschöpfung erniedrigt. Das Gewebe wird bewusst arterialisiert und man erhält pO2-Werte, die nahe am arteriellen Wert liegen. Subkutane pO2-Elektroden beeinflussen durch das Einstechen der Elektrode die Messungen und führen zu einem Gewebstrauma.


2.3 Was ist der Unterschied zur Gewebespektroskopie mit zwei Wellenlängen und der Gewebespektrometrie mit mehreren hundert Wellenlängen? Warum messen wir Absolutwerte?

Bekannte ähnliche Verfahren wie die Sauerstoffsättigungsmessungen mit dem O2C, sind nah-infrarote Gewebespektrometrie, wie sie z.B. das NIRO von Hamamatsu benutzt. Ein wichtiger Unterschied in der Methodik ist der gemessenen und ausgewertete Wellenlängenbereich. Dazu muss man etwas ausholen über den Einfluss von Gewebe auf Licht beim Transport durch das Gewebe. Auf dem Weg durch das Gewebe wird Licht von verschiedenen Gewebefarbstoffen absorbiert und teilweise gestreut. Sowohl die Absorption als auch die Streuung verändert die Menge an Licht, das bei einer bestimmten Wellenlängen aus dem Gewebe zurück zum Sensor kommt und dort gemessen werden kann. Die Absorption, die hauptsächlich durch das Blut (Hämoglobin) verursacht wird, hat über einen gesamten Wellenlängenbereich bestimmte Formen, genauso wie Veränderungen durch Streuung oder andere Gewebsfarbstoffe. An bestimmten Wellenlängen hat dabei der eine oder andere Faktor mehr Einfluss. Betrachtet man nun nur ein paar Wellenlängen, so ist es schwierig zu bestimmen, von welchem Einfluss diese Änderung in der gemessenen Menge Licht kommt und es müssen andere Eigenschaften des Lichts herangezogen werden (z.B. Laufzeitunterschiede von Licht). Betrachtet man allerdings einen ganzen Wellenlängenbereich, kann man aus charakteristischen Formveränderungen der Spektren den Einfluss verschiedener Faktoren quantifizieren. O2C bestimmt alle Wellenlängen im sichtbaren Bereich, die durch Blut verändert werden. Dadurch können Veränderungen im Streuverhalten, die sich an bestimmten Stellen des Hämoglobinspektrums auswirken, bei jeder Messung neu bestimmt und in der Berechnung berücksichtigt werden.


2.4 Was ist die Messtiefe des O2C?

Diese Frage ist im Moment nur über mathematische Abschätzungen und Modellmessungen zu beatworten. Zuerst muss vorausgeschickt werden, dass Licht sich leichter vorwärts in Gewebe bewegt, als rückwärts, dh. man misst mehr Licht das durch z.B. einen Finger gestrahlt wird, als das auf die Oberfläche in Richtung der Lichtquelle zurück gestrahlt wird. Das macht Messungen in "Remission" - also zurück auf die Oberfläche - schwieriger als in "Transmission" - also durch Gewebe hindurch -. Licht das zurückgestreut wird hat - stark vereinfacht - einen halbkreisförmigen Weg im Gewebe hinter sich. Die Messtiefe ist deshalb hauptsächlich von der Entfernung (Separation) des einstrahlenden zu dem detektierenen Lichtleiters abhängig. Im nah-infraroten Wellenlängenbereich haben mathematische Modelle gezeigt, dass eine Glasfaserseparation von 400-800 µm Licht Blut aus der oberen Dermis sammelt (1). Mit einer Separation von 2,5 cm konnte eine Messtiefe von 2 cm im Gehirn erreicht werden (2). In einem Modell mit Intralipid (2%) und Hämoglobin (0,28 g/dl), das ähnliche optische Eigenschaften wie Gewebe hat, konnte eine Messtiefe von 3,4 mm bei einer Faserseparation von 6 mm gezeigt werden (3). Die Messtiefe hängt sehr von den optischen Eigenschaften des Gewebes ab, von der Blutmenge und der Sensorgeometrie. Eindeutig ist, dass bei Messungen mit gleichzeitig zwei Separation, wie es im Moment der Aufbau der O2C-Sonden erlaubt, in zwei unterschiedlichen Messtiefen gemessen werden kann (tief und oberflächlich). So sollte es auch beschrieben werden. Eindeutige physiologische Reaktionen (z.B. Durchblutungsanstieg bei Arbeit) weisen darauf hin, dass mit der momentanen Anordnung am Arm mit den "tiefen" Detektionskanälen Muskeldurchblutung bestimmt wird und mit der oberflächlichen die Hautdurchblutung. Hervorzuheben ist auch der Unterschied zu Laser-Doppler-Scanning, einem beliebten Verfahren, bei dem ganze Landkarten von Durchblutung erstellt werden. Da hier das Licht nicht direkt in das Gewebe eingekoppelt wird, wird hauptsächlich der Teil des Lichtes gemessen, der an der Oberfläche reflektiert wird, also eine Eindringtiefe von wenigen Mikrometern in die Haut hat. Das Messvolumen ist dementsprechend klein und wenig repräsentativ, was nur teilweise durch die Scanning-Technik ausgeglichen werden kann.


2.5 Wie schnell ist das O2C?

Aktualisierung der Messwerte im Monitoring-Fenster alle 2 Sekunden.
Aktualisierung im Beat-to-Beat-Fenster alle 50 ms.
Herkömmliche pO2-Messungen: Equilibrierungszeit ca. 20 Minuten.


3 Physiologie


3.1 Warum misst O2C kapillär-venös und welche Aussage liefert das?

Hauptsächlich werden Informationen aus dem kapillär-venösen Gebiet des Gefässbaumes, also den abführenden Gefässen nach Sauerstoffabgabe an die Organe/Zellen, gewonnen. Der Grund dafür liegt darin, dass Licht von Gefässen grösser als etwa 100 µm komplett absorbiert wird und nicht zum Detektorsystem zurückkehrt (1). Deshalb werden nur die kleinsten Gefässe der ernährenden Organversorgung (Mikrozirkulation) gemessen (Arteriolen, Kapillaren, Venolen). Da sich 85% des Blutes im kapillär-venösen System befinden (2), repräsentieren Messungen mit dem O2C hauptsächlich dieses Gebiet. Dadurch wird lokal, also direkt im Organ die Sauerstoffversorgung bestimmt und nicht global.


3.2 Warum ist es wichtig Sauerstoffsättigung und Blutfluss gleichzeitig zu messen?

Die vom O2C gemessene Sauerstoffsättigung ist die prozentuale Menge des an Hämoglobin gebundenen Sauerstoffs. Dies ist wichtig für die Bestimmung von Gewebehypoxie, da über die Messung der Sauerstoffsättigung die Menge an gelöstem Sauerstoff im Gewebe bestimmt werden kann. Dies hängt damit zusammen, daß über die Sauerstoffbindungskurve die Sauerstoffsättigung auf eine bestimmte Menge gelösten Sauerstoff bezogen ist.

Will man wissen, wieviel Sauerstoff absolut vorhanden ist, braucht man zusätzlich zur Sauerstoffsättigung den Blutfluss. Erst dann kann man über die absolute Menge an Zufluss (die durch den Blutfluss und die arterielle Sauerstoffsättigung bestimmt ist) und absolute Menge an Abfluss (durch den Blutfluss und die kapillär-venösen Sauerstoffsättigung bestimmt) die an das Gewebe abgegebene Menge Sauerstoff bestimmen.

Gründe für eine erniedrigte Sauerstoffsättigung, die in einer erhöhten Sauerstoffabgabe oder einem erniedrigten Blutfluss liegen, können bestimmt werden.

Würde man wiederum nur den Blutfluss bestimmen, kann zwar eine Aussage über die Menge angelieferten Sauerstoff gemacht werden, aber über nicht über die Menge des Sauerstoffs im kapillär-venösen Bereich.


4 Anwendung


4.1 Kann man die Sonde auch innerlich anwenden?

Die Sonden können über ein Endoskop, eine Magensonde, mit einer Schutzhülle aus Plastik oder ohne jedes Hilfsmittel in den Magen-Darm-Trakt vorgeschoben werden.


4.2 Wie muss die Sonde appliziert werden/worauf ist zu achten?

Blutflussmessungen sind anfällig für Bewegungsartefakte. Absolut bewegungsfreie Applikation ist notwendig. SO2 und Hb-Messungen dagegen sind bewegungsunabhängig und somit immer stabil auch unter schwierigen Bedingungen.
äufige Fehler bei der Blutflussbestimmung sind:
Alle Mikrozirkulationsmessungen sind druckempfindlich.
Häufige Fehler:

4.3 Was bedeuten meine Messungen?

Provokation, Therapie oder Krankheit führt zu folgenden Ergebnissen:

Symptom Blutfluß Hämoglobinmenge Sauerstoffsättigung Ursache
1. Langsame Abnahme des Blutflusses Langsame Abnahme des Blutfluss Anstieg der Hämoglobinmenge Langsamer Abfall des SO2 -> Venöser Stau
2. Abfall des Blutflusses und SO2 Abfall des Blutflusses Kleiner Abfall oder keine Veränderung der Hämoglobinmenge Abfall des SO2 -> arterielle Ischämie
3. Messung in einem Tumor: Hoher Blutfluss Hohe Hämoglobinmenge Niedriger SO2 -> hoher Metabolismus
4. Messung an einer offenen Wunde: Hoher Blutfluss Hohe Hämoglobinmenge Hoher SO2 -> Hyperämie als Zeichen einer Entzündung
5. Ein diabetischer Patient zeigt folgende Parameter am Bein: Hoher Blutfluss Normale (oder höhere) Hämoglobinmenge Hoher SO2 -> Hyperämie durch vegetative Neuropathie
6. Ein arteriosklerotischer Patient zeigt folgende Parameter am Bein: Niedriger Blutfluss Niedrige Hämglobinmenge Niedriger SO2 -> arterielle Ischämie
7. Ein arteriosklerotischer Patient zeigt folgende Parameter am Bein: Niedriger Blutfluss Niedrige Hämoglobinmenge Sehr hoher SO2 -> Gewebe mit erniedrigtem Stoffwechsel durch ischämische Schädigungen
8. Ein arteriosklerotischer Patient zeigt folgende Parameter am Bein: keine stabilen Werte und folgendes Spektrum:
Das Spektrum ist kein Hämoglobinspektrum mehr, sondern ein Cytochromspektrum, und zwar von reduzierten Cytochromen, d.h. das Gewebe wird nicht mehr von Blut und Sauerstoff versorgt!
Die berechneten Werte sind dann ungültig!

4.4 Welche Werte kann man beim gesunden Probanden erwarten und welche Werte sind kritisch?

Meßwerte hängen besonders von Hauttemperatur und emotionaler Aktivierung des Patienten ab. Folgende Tabellen enthalten Referenzwerte:

Finger/Zeh:
  normale Werte kritische Werte
Hb 35-90 AU <15 AU oder >90 AU
SO2 70-90% <10%
Blutfluss 10-200 <5 AU

Arm/Bein:
  normale Werte kritische Werte
Hb 35-90 AU <15 AU oder >90 AU
SO2 20-50% <10%
Blutfluss 10-50 <5 AU

Durchblutung an verschiedenen Körperregionen im Vergleich:
Finger (warm) > Gesicht > Arm > Bein


4.5 Was bedeutet AU?

Die Bezeichnung A.U. als Einheit für den Blutfluss und die Blutflussgeschwindigkeitswerte bedeutet "Arbitrary Units", also "Beliebige Einheiten".
Der Grund für die Einführung von "Arbitrary Units" für Blutflusswerte liegt in der Entstehung der Werte. Die gemessen Signale für den Blutfluss sind elektrische Grössen aus Frequenzen und Amplituden, so dass sich als Einheit eine Kombination aus elektrischen Einheiten ergeben würde. Üblicherweise wird für den Blutfluss deshalb eine Einheit eingeführt, die beliebig benannt werden kann. Um den Blutfluss in ml/min anzugeben, müssten die elektrischen Signale gegen eine Methode (z.B. Plethysmographie, Microspheres), die den Fluss in ml/min bestimmt, für jedes individuelle Organ (bzw. Organe mit ähnlichen optischen Eigenschaften) kalibriert werden. Dann können die Blutflussmessungen immer in ml/min umgerechnet werden. Diese "Kalibrierung" muss am gemessenen Organ stattfinden, da es bisher kein künstliches Modell gibt mit dem Gewebe realistisch simuliert werden kann.
Das gleiche gilt für die Einheit der Hämoglobinmenge rHb [A.U].


4.6 Stört Fremdlicht die Messungen?

Für die Messung der Hämoglobinwerte wird eine Fremdlichtkorrektur durchgeführt. Dennoch sind Messungen störempfindlich auf Fremdlicht (z.B. OP-Lampen, direktes Sonnenlicht, Infrarot-Heizungen). Besonders in sehr hell beleuchteten OPs kann es notwendig sein, die Sonde abzudecken. Es ist besonders wichtig, die Sonde vor wechselnden Helligkeiten zu schützen. Störungen durch Licht schlagen sich in der Qualität des Hämoglobin-Spektrums nieder. Falsche Meßwerte für Sauerstoffsättigung und relative Hämoglobinmenge können daraus resultieren.


4.7 Hat die Messung mit dem O2C eine eigene EBM-Zahl (EBM = Einheitlicher Bewertungsmaßstab ) ?

Nachfolgend einige EBM - Zahlen, die für ähnliche Meßmethoden genannt werden, die aus unserer Sicht durch Untersuchungen mit dem O2C ersetzt werden können.

Mechanisch-oszillographische Untersuchung 127
Lichtreflex-Rheographie 180
Photoelektrische Volumenpulsschreibung 227
Verschlussplethysmographie der Venen 150
Venenverschluß-plethysmographische Untersuchung mit reaktiver Hyperämiebelastung 554
Oszillographische und/oder rheographische Untersuchung der Extremitäten simultan rechts und links 150
Transkutane Messungen des Sauerstoffpartialdruckes 190
Verschlußplethysmographische Untersuchung der Arterien einer Extremität, einschl. graphischer Registrierung 280

Nachfolgend einige EBM - Zahlen, die für Diagnosestellungen, die aus unserer Sicht durch Untersuchungen mit dem O2C auch gestellt werden können.

Pulswellenlaufzeitbestimmung 227
Prüfung der Vasomotorik 454
Kapillarmikroskopische Untersuchung mit Bilddokumentation 350

Untersuchungen, die zum Teil nicht notwendig sind, da mit dem O2C direkt das "Erfolgsorgan" die Geweberegion untersucht werden kann, die von der Vene drainiert, oder von der Arterie versorgt werden sollte.

Bidirektionale Doppler-sonographische Untersuchung der Venen oder der Arterien einer Extremität an mindestens zwei Beschallungspunkten 200
Periphere Arterien- bzw. Venendruck 120
Ultraschall-Doppler Extremitäten 180
Doppler-sonographische Untersuchung der Venen oder der Arterien einer Extremität, in Ruhe 50
Direktionale Doppler-sonographische Untersuchung der Venen oder der Arterien einer Extremität an mindestens zwei Beschallungspunkten 200
Gefäßendoskopie, intraoperativ 1500

Halten Sie auf jeden Fall vor der Anwendung Absprache mit der zuständigen Abrechnungsstelle. LEA Medizintechnik GmbH kann nicht für die Richtigkeit der hier angegebenen Nummern garantieren.


4.8 Wie hoch ist die Meßauflösung?

Sauerstoffsättigung
Meßbereich 0 - 100 % Absolutmessung
Meßauflösung +/- 1 %

Hämoglobinmenge
Meßbereich 0 - 120 AU (arbitrary unit) Relativmessung
Meßauflösung +/- 1 AU

Blutflußgeschwindigkeit
Meßbereich 0 - 4000 AU (arbitrary unit) Relativmessung
Meßauflösung +/- 1 AU